Verhaltenstherapie

Was ist Verhaltenstherapie?

Unter Verhaltenstherapie versteht man heute mehr als 50 verschiedene Einzelverfahren, die wissenschaftlich überprüft, als erfolgreich befunden, zur Linderung psychischen Leidens eingesetzt werden können. Dabei wird in der Gegenwart angesetzt. Haben die Probleme ihre Wurzeln in der Lebensgeschichte des Patienten wird Vergangenheitsbewältigung gezielt betrieben um die aktuellen Probleme lindern zu können.

Da sich eine Vielzahl verschiedener verhaltenstherapeutischer Methoden entwickelt haben, gibt es kein einzelnes verhaltenstherapeutisches Standardverfahren. Jedoch steht am Beginn einer verhaltenstherapeutischen Behandlung die Verhaltens- und Problemanalyse im Hinblick auf ihre Konsequenzen sowie die Bestimmung und Konkretisierung realistischer Therapieziele, aus denen die einzusetzenden Interventionen ausgewählt und eingesetzt werden. Wie keine andere Therapieschule hat sich die Verhaltenstherapie (VT) seit ihrem Ursprung immer weiterentwickelt. Insgesamt unterscheidet man aktuell zwischen 3 Wellen der Verhaltenstherapieentwicklung. Mit jeder neuen Welle kamen weitere theoretische Überlegungen und entsprechend daraus abgeleitete psychotherapeutische Methoden hinzu

Entwicklung der Verhaltentherapie

Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten Verhaltensforscher an amerikanischen Universitäten den „Behaviorismus“, Konzepte um Verhalten von Lebewesen wissenschaftlich zu untersuchen und zu erklären.

Zu Beginn des 20. Jahrhundert wurde die Wirkung der „Konditionierung“, des Lernens durch Erfolg und Missverfolg erforscht. Die daraus entwickelte „Lerntheorie“ stellte erste Vorläufer der Verhaltenstherapie dar. Mit Hilfe von wissenschaftlich nachweisbar wirksamen Techniken (z.B. aus der Lerntheorie) soll psychisches Leiden gelindert werden, in dem die Handlungsfähigkeit des Patienten erweitert wird.

In den 80er Jahren wurden in die Verhaltenstherapie ausser dem „Lernen“, zunehmend „Gedanken“ mit einbezogen, dieser Zeitpunkt wird die „kognitive Wende“ genannt.

Weitere Entwicklungen ab den 90er Jahren legen den Schwerpunkt statt nur auf inhaltliche Merkmale kognitiver Abläufe auch auf Emotionen. Die Haltung, die Patienten zu ihren Kognitionen und anderen inneren Erfahrungen haben und der Aufbau einer stabilen therapeutischen Beziehung gewinnt an Bedeutung. Achtsamkeit und Akzeptanz wurden als wichtige Elemente in die verhaltenstherapeutische Behandlung aufgenommen. Dies wird von einigen Autoren „die dritte Welle der Verhaltenstherapie“ genannt.

»Übungen in Achtsamkeit scheinen sich ideal dafür zu eignen, eine stärkere Wahrnehmung der Einheit von Geist und Körper zu kultivieren, speziell hinsichtlich der Art und Weise, wie unbewusste Gedanken, Gefühle und Verhaltensmuster die emotionale, körperliche und geistige Gesundheit untergraben können.« (Kabat-Zinn, 2003, S. 45)

Die 3 Wellen der Verhaltenstherapie 

  1. Welle der Verhaltenstherapie – Verhalten/Behaviorismus (Verhalten ist erlernbar)
  2. Welle der Verhaltenstherapie – Kognitionen (Einbeziehung innerer Prozesse wie Denken, Fühlen)
  3. Welle der Verhaltenstherapie – Akzeptanz, Achtsamkeit, Emotionen (Denken, Fühlen durch Achtsamkeit und Akzeptanz verändern)
  4. Welle: Ausblick – Körper (Auflösung von Körperblockaden)

Methoden der Verhaltenstherapie

Hier sind einige beispielhafte Begriffe verhaltenstherapeutischer Einzelverfahren und die Autoren therapeutischer Manuale aufgeführt.

  • Angstbewältigungstraining, Margraf und andere
  • Antidepressionstherapie, z.B. Ellis, Beck, Hautzinger
  • Antistresstherapie, Meichenbaum
  • Hilfe bei ADHS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom), z.B. Döpfner
  • Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie bei Depressionen, Segal & Williams
  • Akzeptanz- und Commitment Therapie für Angststörungen, Hayes, Strosahl und Wilson
  • Dialektisch-behaviorale Therapie der Borderline Persönlichkeitsstörung, Marsha M. Linehan
  • Entspannungstraining, z.B. PMR, Jacobson
  • Genusstherapie, Lutz
  • Kognitive Umstrukturierung negativer Gedanken, Beck
  • Kognitive Verhaltenstherapie bei Depressionen, Hautzinger
  • Kognitive Verhaltenstherapie bei Essstörungen, Legenbauer
  • Kognitive Verhaltenstherapie bei Krankheitsangst, Bleichhardt & Weck
  • Marburger Schmerzbewältigungsprogramm
  • Positive Aktivierung, Seligmann
  • Problemlösetraining, D`Zurilla & Goldfried
  • Schematherapie, Young
  • Schmerzbewältigungstraining, Turk
  • Selbstmanagement- Therapie, Kanfer
  • Training zur Verbesserung der sozialen Kompetenzen, Ullrich